01.06.2021

Chefarztwechsel in der Urologie & Kinderurologie

Dr. med. Michael A. Reiter hat zum 1. Juni die Chefarztposition der Abteilung Urologie & Kinderurologie übernommen

Im Interview erklärt Dr. Michael A. Reiter wie er zum Robotik-Spezialisten wurde und wie er die Abteilung Urologie & Kinderurologie im Klinikum Garmisch-Partenkirchen in den kommenden Jahren weiterentwickeln will.

Herr Reiter, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Berufung. Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe in Garmisch-Partenkirchen?
„Nach meiner fast sechsjährigen Tätigkeit als leitender Oberarzt am Isarklinikum in München, dessen Abteilung für Urologie ich mit aufbauen durfte, reizt es mich natürlich, jetzt den nächsten Schritt zu gehen und als Chefarzt eine Abteilung zu leiten und weiterzuentwickeln. Noch dazu, wenn der Ruf von einem solch renommierten Haus, wie dem Klinikum Garmisch-Partenkirchen, mit einer so angesehenen und seit Jahren gut etablierten Urologie kommt. Ich freue mich sehr darauf, die bereits heute sehr gut aufgestellte Abteilung in die Zukunft zu führen.“

Was gab letztlich den Ausschlag für Ihren Wechsel nach Garmisch-Partenkirchen?
„Ich bin überzeugt, dass für Patienten und Ärzte eine gute und ausgewogene Balance zwischen den fachlichen und den menschlichen Aspekten der Medizin wichtig ist. Genau das habe ich am Klinikum Garmisch-Partenkirchen wiedergefunden: Hier wird Spitzenmedizin auf höchstem Niveau praktiziert – dabei aber das Persönliche, Herzliche und Patientenorientierte nicht vergessen. Dies entspricht sehr stark meinem eigenen Selbstverständnis als Mediziner und deshalb fühlte ich mich schon in den ersten Gesprächen hier sehr gut aufgehoben. Natürlich spielt aber auch das Drumherum bei einer solchen Entscheidung immer eine wichtige Rolle. Ich bin Familienvater von zwei, bald drei Kindern. Für meine ganze Familie und das Familienleben ist Garmisch-Partenkirchen und die gesamte Region natürlich eine Bereicherung.“

Sie gelten als ausgewiesener Spezialist auf dem Gebiet der roboter-assistierten Chirurgie. Wie kam es dazu?
„Schon während meines Medizinstudiums in Heidelberg habe ich mich im Rahmen meiner Promotion seit 2004 mit der wissenschaftlichen Untersuchung eines roboterassistierten Verfahrens zur Behandlung des chronischen gastro-ösophagealen Refluxes beschäftigt. Ich bin sozusagen bereits in meiner frühesten medizinischen Ausbildung mit der roboter-assistierten Chirurgie in Berührung gekommen. Seither hat mich die Robotik in meinem gesamten Berufsleben nicht mehr losgelassen. Während meiner Ausbildung zum Facharzt für Urologie in den Jahren 2007 bis 2013 an den Universitätskliniken Heidelberg und Frankfurt hatte ich das Glück, mein wissenschaftliches Interesse an roboter-assistierten Operationsverfahren mit einer profunden Ausbildung in der Durchführung dieser Eingriffe verbinden zu können. Seit dieser Zeit bilden urologische Operationen mit dem Operationsroboter einen Schwerpunkt meiner klinischen Tätigkeit. Zunächst als Oberarzt an der Universitätsklinik Frankfurt und seit 2015 als leitender Oberarzt am Isarklinikum in München habe ich dann die rasante Entwicklung roboter-assistierter Operationsverfahren in der Urologie mitmachen dürfen und freue mich sehr, dass heute fast alle großen urologischen Eingriffe mittels roboterassistierter Operationsverfahren minimal-invasiv und schonend durchgeführt werden können.“

Auch in Garmisch-Partenkirchen werden Sie die roboter-assistierte Chirurgie als Therapieverfahren in der Urologie etablieren. Das Klinikum hat extra zu Ihrem Start das neueste da Vinci-OP-System angeschafft.
„Die Einführung der roboter-assistierten Chirurgie an einer Klinik ist für mich keine neue Aufgabe. Sowohl an der Universitätsklinik Frankfurt als auch am Isarklinikum war ich an der Etablierung des Robotik-Programms der jeweiligen Klinik beteiligt und konnte somit schon reichlich Erfahrung im Aufbau eines Programms für roboter-assistierte Eingriffe sammeln. Meine diesbezüglichen Erfahrungen bieten uns beim Start des Robotik-Programms mit dem da Vinci Xi-OP-System am Klinikum Garmisch-Partenkirchen jetzt natürlich einen entscheidenden Vorteil. Wir können das System und die Vorteile, die es bietet, ohne Lernphase vom ersten Tag an voll nutzen.“

Was sind die Vorteile der roboter-assistierten Chirurgie?
„Der entscheidende Vorteil der minimal-invasiven, roboter-assistierten Chirurgie liegt darin, dass über kleinste Hautschnitte millimetergenaues Operieren in der Bauchhöhle unter dreidimensionaler Sicht möglich ist. Dabei werden die Handbewegungen des Operateurs von einer Steuerkonsole über den computergestützten Roboter präzise und zitterfrei in Echtzeit auf Instrumente im Körper übertragen. Die außerordentliche Beweglichkeit der Roboter-Instrumente, die alle sieben Bewegungsfreiheitsgrade der menschlichen Hand ausführen können, ist ein großer Vorteil gegenüber der herkömmlichen „Schlüsselloch-Chirurgie“. Die Präparation feinster Strukturen, wie beispielsweise dem Schließmuskel der Harnröhre oder den Erektionsnerven bei der Entfernung der Prostata, wird durch diese millimetergenaue Beweglichkeit und die hervorragende dreidimensionale Sicht genauer und somit auch schonender. Durch die Miniaturisierung der Instrumente sowie die Feinheit und Präzision der Instrumentenbeweglichkeit kann der Operateur auch auf engstem Raum zielsicher navigieren und agieren – ohne mit der eigenen Hand über einen großen Hautschnitt vor Ort sein zu müssen. Für den Patienten bedeutet das während der Operation mehr Sicherheit und bessere Schonung wichtiger Organstrukturen. Der Blutverlust während einer Operation sowie postoperative Schmerzen werden reduziert und eine schnellere Wundheilung und Genesung ermöglicht. Alle diese Vorteile sowie bessere funktionelle Ergebnisse führen kurz- und langfristig zu mehr Lebensqualität. Aus diesen Gründen hat die roboter-assistierte Operationstechnik mittlerweile viele herkömmliche Schnittoperationen in der Urologie ersetzt. Somit kommt eine moderne urologische Fachabteilung heutzutage nicht mehr an dem Thema Robotik vorbei. Ich bin deshalb sehr froh, dass ich dieses Therapieverfahren nun auch im Klinikum Garmisch-Partenkirchen einführen und ausbauen kann. Dabei werden wir das da Vinci Xi-System für verschiedenste Eingriffe bei gut- und bösartigen Erkrankungen des gesamten Urogenitaltraktes, aber vor allem der Niere, der Prostata und der Blase einsetzen.“

Welche Schwerpunkte setzen Sie bei der Weiterentwicklung der Urologie in Garmisch-Partenkirchen?
„Neben dem wichtigen Thema der roboter-assistierten Chirurgie wird die Einführung eines neuen laserbasierten Operationsverfahrens für die Therapie der gutartigen Prostatavergrößerung, der sogenannten Laser-Enukleation der Prostata, ein weiterer Schwerpunkt sein. Diese Technik ermöglicht ein sehr blutarmes und effektives Verkleinern der Prostata und ist auch bei ausgeprägter Vergrößerung der Prostata dennoch durch die Harnröhre durchführbar. Und auch in der Diagnostik des Prostatakarzinoms wird es Neuerungen geben. In Zusammenarbeit mit der Abteilung Radiologie & Nuklearmedizin ist die Einführung der sogenannten Fusionsbiopsie der Prostata geplant. Ziel dieser neuen Technik ist die Erhöhung der diagnostischen Sicherheit einer Biopsie aus der Prostata durch die Verknüpfung MRT-basierter Bildgebung mit der ultraschall-geführten Biopsietechnik. Neben den geplanten Weiterentwicklungen und Neuerungen liegt mir aber eines besonders am Herzen - eine fachlich breite Aufstellung der Abteilung Urologie & Kinderurologie. Die Urologie ist ein sehr weites Feld – von der Kinderurologie bis zur Uro-Onkologie, von der Diagnostik über die konservative Therapie bis zu operativen Eingriffen. In Garmisch-Partenkirchen ist diese gesamte Breite des Faches traditionell sehr gut abgebildet. Das wollen wir beibehalten und weiter ausbauen.“


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