17.05.2022

Schüler leiten eine Station

Mit einer symbolischen Schlüsselübergabe starteten 27 angehende Pflegefachmänner und Pflegefachfrauen in das Pilotprojekt „Schüler leiten eine Station“. Zehn Tage übernahmen sie die pflegerische Versorgung von rund 15 bis 20 Patienten der Fachabteilung für Geriatrie und Alterstraumatologie im Klinikum Garmisch-Partenkirchen.

Wertvolle Praxiserfahrung sammeln im Krankenhausalltag: Das konnten Schüler der Pflegeschulen Garmisch-Partenkirchen jüngst im Klinikum. Den insgesamt 27 Nachwuchskräften des zweiten Ausbildungsdrittels wurde für zehn Tage die komplette Leitungsverantwortung für eine Station übertragen. Die Schüler mussten alles selbst organisieren: Im Vorfeld wurden akribisch Dienstpläne nach arbeitsrechtlichen Vorgaben erstellt und innerhalb der Klassengemeinschaft Aufgabenbereiche festgelegt. Von der Organisations-Assistenz bis hin zur Servicekraft – alles in der Verantwortung von Lernenden der Pflegeschulen Garmisch-Partenkirchen. Dazu natürlich die medizinische Versorgung in Abstimmung mit dem ärztlichen Dienst und die pflegerische Versorgung der Patienten auf Station – und das rund um die Uhr. Für insgesamt acht Zimmer der geriatrischen Station 2 Z und damit für rund 15 bis 20 Patienten waren die Pflegeschüler verantwortlich. Als Fachabteilung für Geriatrie und Alterstraumatologie liegt der pflegerische Schwerpunkt der Station auf der Versorgung von Menschen im höheren Lebensalter, die einer besonderen intensiven Betreuung mittels eines multiprofessionellen Teams bedürfen. „Die Leitung einer Station ist eine wirklich große Aufgabe, die unsere Nachwuchspflegekräfte mit Bravour gemeistert haben“, sagt Marina Gailer, stellvertretende Schulleiterin der Pflegeschulen Garmisch-Partenkirchen. „Wir sind unheimlich stolz auf unsere Schülerinnen und Schüler. Wir haben das Projekt ‚Schüler leiten eine Station‘ am Klinikum zum ersten Mal durchgeführt - und gleich die erste Klasse hat die Messlatte für künftige Jahrgänge sehr hoch gesteckt.“ Auch Karsten Watzlawik, Pflegerische Leitung der Fachabteilung Geriatrie & Alterstraumatologie, ist beeindruckt, wie gewissenhaft und sorgfältig sich die Schüler auf ihre Aufgabe vorbereitet haben. Drei Wochen lang wurde die Klasse mit Theorieunterricht gezielt für ihren Praxiseinsatz geschult. „Sie haben an alles gedacht, nichts dem Zufall überlassen. Sehr professionell und mit viel Herzblut und Leidenschaft.“

Die zehn Tage Praxiseinsatz beinhalteten dann auch alles, was der Stationsalltag zu bieten hat. „Positive Erlebnisse wechselten sich mit emotionalen Herausforderungen ab. In einem Moment freut man sich noch über eine gelungene Patientenberatung im nächsten muss professionell mit Tod und Trauer umgegangen werden. Die persönlichen Erfahrungen, die das Team in diesen zehn Tagen machen konnte, kann man in der Theorie nur schwer vermitteln“, betont Karsten Watzlawik.

Elisabeth Hess, Schülerin der Projektgruppe und eine der zuständigen Stationsleiterinnen der Schülerstation war überrascht, wie schnell und gut sich alle Mitschüler auf die Situation eingestellt haben. „Im Stationsalltag hat man keine Schüler mehr gesehen, sondern nur noch Pflegefachkräfte“, so die 20-Jährige. Natürlich waren die Schüler nie komplett auf sich allein gestellt. Für die Sicherheit der Patienten und den „doppelten Boden“ für die Schüler sorgten die zentralen und dezentralen Praxisanleiter, die den Schülern auf die Finger und über die Schultern schauten. „Die hatten eine schwere Aufgabe“, weiß Marina Gailer. Die Praxisanleiter sollten sich bewusst möglichst im Hintergrund halten - wirklich nur dann eingreifen, wenn es galt größere Fehler zu verhindern. „Ziel war es, dass die Schüler ihre Erfahrungen machen - und dazu gehört eben auch, dass etwas nicht so gut läuft oder man auch mal einen Fehler macht.“ Die Schüler haben am Ende nicht nur viel gelernt durch das Projekt, vor allem sind ihnen „ihre“ Patienten an Herz gewachsen. „Einige waren richtig traurig als die zehn Tage vorbei waren und wollten den ein oder anderen Patienten auch über das Projekt hinaus nochmals besuchen“, berichtet Karsten Watzlawik. Auch die Patienten bewerteten die Zeit mit den Nachwuchskräften sehr positiv. „Durch die personelle Verstärkung hatten wir alle auf Station natürlich ein wenig mehr Zeit für jeden einzelnen Patienten. Das hat man schon gemerkt - und die Patienten haben es sichtlich genossen.“ Kein Wunder also, dass das Projekt „Schüler leiten Station“ künftig fest in die Ausbildung der Pflegeschulen integriert und jährlich am Klinikum wiederholt werden soll. „Das Projekt wird uns allen noch sehr lange in Erinnerung bleiben – nicht nur wegen der beruflichen Erfahrung, sondern vor allem in Bezug auf unsere Persönlichkeitsentwicklung“, resümiert Elisabeth Hess.


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