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Enddarmkrebs
Oft ohne Symptome als Zufallsbefund bei einer Vorsorgeuntersuchung. Häufig Blutarmut, Blutbeimengungen zum Stuhl oder Stuhlunregelmäßigkeiten. Darmkrämpfe oder Darmverschluss als Ausdruck größerer Tumoren.
Vererbliche Faktoren und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Lifestyle-Faktoren wie Bewegungsarmut und Ernährung, oft sind aber auch konkrete Ursachen überhaupt nicht erkennbar.
Darmspiegelung (Koloskopie), Probengewinnung (Biopsie) und Blutuntersuchung (Tumormarker) sind die wichtigsten Untersuchungen. Die sogenannte Ausbreitungsdiagnostik (Staging), die Familienvorgeschichte, die funktionelle körperliche Untersuchung (Herz-, Lungen-, Leber-, Nieren- und Gefäßdiagnostik) ergänzen die Basismaßnahmen. In ausgewählten Fällen werden besondere Tumoreigenschaften (Molekulargenetik) für die Behandlung und Vorsorge relevant.
Ganzheitlicher Therapieansatz in der Schulmedizin
Jeder Patient erhält immer ein individuelles Behandlungsangebot, das die Art und den Umfang der Tumorerkrankung, die körperliche, psychische und soziale Situation und besonders auch den Wunsch des Patienten berücksichtigt. Neben der tumorspezifischen Therapie steht das Angebot einer psychoonkologischen Mitbetreuung, einer psychosozialen Beratung, der Beratung über externe alternative Angebote und der Möglichkeit zur Einholung einer externen Zweitmeinung, was von uns aktiv unterstützt werden kann. Alle Entscheidungen werden in einem interdisziplinären Tumorboard getroffen, so dass die interne Therapieentscheidung bereits durch Beteiligung aller relevanten Fachdisziplinen zustande kommt.
Endoskopische Therapie
Frühe Tumorerkrankungen, die sich auf die ersten zwei Darmwandschichten beschränken, können in Abhängigkeit von bestimmten Risikofaktoren auch durch eine operative Abtragung mittels einer Spiegelung (Endoskopie) oder einer Wandausschneidung durch den Enddarmkanal hindurch behandelt werden. Die feingewebliche Untersuchung (Histopathologie) kann Risikofaktoren erkennen oder ausschließen. Bei Vorliegen von Risikofaktoren wir eine chirurgische Operation empfohlen.
Operative Therapie mit und ohne Vorbehandlung (Strahlentherapie/Medikamentöse Therapie)
Tumorerkrankungen ohne Fernmetastasen werden bei ausreichender körperlicher Belastbarkeit durch standardisierte Operationsverfahren im Sinne einer Entfernung des Ausgangstumors und der umliegenden Lymphknoten entfernt. Diese Operation kann herkömmlich durch einen Leibschnitt (Laparotomie) oder minimal-invasiv (Laparoskopie, Roboter-assistiert) durchgeführt werden. Die Wahl der Technik ist im Wesentlichen von Vorerkrankungen und der Ausdehnung des Tumors und seiner Lokalisation abhängig.
Die Behandlung von Enddarmkrebs ohne Fernmetastasen ist von der Lokalisation abhängig. Tumoren im oberen Drittel werden überwiegend zunächst durch eine schließmuskelerhaltende Operation entfernt. Tumoren im mittleren und schließmuskelnahen unteren Drittel werden in Abhängigkeit von der Eindringtiefe (Tumorgröße, T-Kategorie) und dem Lymphknotenbefall (N-Kategorie) primär operiert oder durch eine zeitgleiche oder zeitversetzte Kombination von Bestrahlung und medikamentöser Therapie behandelt. Die Tumoreindringtiefe wird nach Möglichkeit mit einer Kernspintomographie (MRT) bestimmt. Die Vorbehandlungsdauer reicht je nach Verfahren von mehreren Wochen bis mehreren Monaten. Eine erneute Verlaufsuntersuchung vor Operation überprüft den Erfolg der Vorbehandlung. In ausgewählten Fällen kann bei fehlendem Tumornachweis auf eine Operation verzichtet und eine intensive Nachbeobachtung angeschlossen werden. Die Nähe des Tumors zum Schließmuskel entscheidet über den Schließmuskelerhalt, der bei vielen Patienten möglich ist. Bei Schließmuskelerhalt erfolgt zum Abheilungsschutz die vorübergehende Anlage eines künstlichen Darmausganges (Ileostoma). Bei Schließmuskelentfernung wir der After entfernt und der Damm verschlossen sowie ein bleibender künstlicher Darmausgang (Kolostoma) angelegt.
Kombinationstherapien mit und ohne Operation
Für Tumorerkrankungen mit Streuherden (Metastasen) in anderen Organen (meist Leber oder Lunge) kommen je nach Umfang der Streuherde und der Vorerkrankung des Patienten unterschiedliche Verfahren auch in Kombination zur Anwendung: alleinige medikamentöse Therapie (Chemo-, Antikörper-, Immuntherapie), Kombination einer medikamentösen und operativen Therapie sowie Strahlentherapie und andere, sogenannte interventionelle Maßnahmen (z.B. SIRT).
Alleinige unterstützende Begleitung bei einer Tumorerkrankung
Je nach Art und Ausbreitung einer Tumorerkrankung sowie des gesamtkörperlichen Befindens ist der Verzicht auf eine tumorspezifische Behandlung bei gleichzeitig maximal unterstützenden allgemeinen Maßnahmen hinsichtlich Schmerzen, Ernährung, Psyche und Pflege der beste Weg einer individuellen Hilfe. Hier bietet sich auch die Unterstützung durch den ambulanten palliativmedizinischen Dienst, die Palliativstation des Klinikums oder das Hospiz an.
Stationärer Aufenthalt
Eine operative Therapie macht eine stationäre Behandlung bei komplikationslosem Verlauf über 1-2 Wochen notwendig. Ziel ist eine schnelle Mobilisation mit raschem Kostaufbau. Ein möglichst kurzer Krankenhausaufenthalt verhindert Komplikationen durch verlängerte medizinische Maßnahmen, jeder Fremdkörper (Katheter, künstliche Ernährung, Drainage), jede Bewegungseinschränkung (Bettlägerigkeit, Überwachungsgeräte) und jede Verzögerung einer Rückkehr in den individuellen Alltag sind Risikofaktoren für eine zeitnahe Patientenerholung (Fast Track-Chirurgie). Jede Operation hat auch Risiken, der Nutzen einer Tumoroperation überwiegt diese Risiken erheblich. Im Rahmen der Operationsvorbereitung wird das individuelle Risiko der Operation abgeklärt und eingeschätzt. Die konkrete mündliche und schriftliche Aufklärung über die Operation und Narkose informiert den Patienten und ggf. Angehörige ausführlich.
Ergänzende Tumortherapie
Je nach Tumorstadium (Tumorbefall der Lymphknoten oder anderer Organe) ist eine medikamentöse Nachbehandlung (adjuvante oder additive Therapie; Chemo-, Antikörper-, Immuntherapie), eine Strahlen- oder andere interventionelle Therapie sinnvoll. Hierbei entscheiden tumorbiologische Faktoren, das Risiko eines Wiederauftretens des Tumors und eventueller Resttumor sowie die gesamtkörperliche Verfassung des Patienten. Die meisten dieser Therapien werden ambulant und relativ zeitnah nach der operativen Behandlung durchgeführt.
Beratung und Hilfestellung
Jedem Patienten mit einer Tumorerkrankung steht die Möglichkeit einer stationären oder ambulanten Rehabilitationsmaßnahme zu. Unterstützende Maßnahmen hinsichtlich funktioneller Beeinträchtigungen können über die chirurgische Abteilung und das Onkologische Zentrum umfänglich wahrgenommen werden.
Nach Abschluss aller Behandlungsmaßnahmen werden regelmäßige Nachsorgemaßnahmen (körperliche, labortechnische, bildgebende Untersuchungen) in Abhängigkeit vom Tumorstadium und der Lokalisation empfohlen. Patienten erhalten hierzu eine Empfehlung, die über den Hausarzt, niedergelassene Fachärzte und die Klinikabteilungen umgesetzt werden.
Nach erfolgreicher Behandlung einer Tumorerkrankung können auch an anderer Stelle im gleichen Organ oder anderen Körperregionen neue Tumorerkrankungen oder ihre Vorstufen auftreten. In einzelnen Fällen werden auch sichere oder denkbar erbliche Veranlagungen festgestellt, die mit einem erhöhten Tumorrisiko des Patienten oder anderer Familienmitglieder einhergehen. Patienten erhalten hierzu eine Aufklärung und Empfehlung, auch werden weitergehende Untersuchungen in Abstimmung mit dem Hausarzt veranlasst.
- Eine funktionelle Beeinträchtigung nach Enddarmoperation hängt von der Nähe der Darmnaht zum Schließmuskel ab. Stuhldrang ohne Entleerung, häufige kleine Stuhlportionen und eine Beeinträchtigung der Schließmuskelfunktion können auftreten (LARS). Wir begleiten Sie bei der Eingewöhnung der neuen Enddarmsituation im Rahmen einer Spezialsprechstunde (Proktologie). Zusätzlich stehen medikamentöse und diätetische Maßnahmen zur Verfügung.
- Das Auftreten von Polypen kann ein besonderer Risikofaktor darstellen.
- Eine familiäre Tumorhäufung, junges Alter bei der Tumorerkrankung und das wiederholte Auftreten von Tumoren sind besondere Risikofaktoren für Betroffene und ihre Familien. Daher wird dieses Risiko erfasst, eine molekulargenetische Abklärung veranlasst und eine besondere Beratung angeboten und Empfehlung ausgesprochen.